Mein Vortrag am 21.4.2017 hatte den Titel: Realism nowhere. Constructivism now here. Ambivalenz und ontologische Indifferenz.
Der Beitrag erscheint im Frühjahr 2018 bei Innsbruck University Press.

Abstract:
Glasersfelds methodologische Prämisse ist die prinzipielle Unmöglichkeit einer erkenntnistheoretisch abgesicherten Meta-Position, die einen geschärften Blick (from nowhere) auf Realität geben könnte. Seine methodische Konsequenz ist sein Konzept der Viabilität. Was bleibt, wenn aus dem platonistisch aufgeblähten Wahrheitsbegriff die Luft heraus gelassen ist? Weil der Weg beim Gehen entsteht, müssen wir uns Einfinden ins Suchen gestaltbarer Wege: der Anpassung von Gedanken an Gedanken und Anpassung der Gedanken an die Wirklichkeit (Mach/Piaget). Damit erhebt sich die Frage nach dem Standort des Beobachters, der das Scharnier abgeben soll, das zwischen innen (subjektiv) und außen (objektiv) vermittelt. Hier sind wir beim Null-Punkt der klassischen Ontologie und der diese charakterisierenden, unauflöslichen Ambivalenz. Glasersfelds Wissenstheorie führt das weiter, was Wittgenstein unter Philosophie der Psychologie verstand. Ein Kaleidoskop der Kunstgeschichte führt uns vom geöffneten Fenster des Renaissance-Realismus zum geschlossenen Fenster Duchamps, um bei Magrittes geöffnet geschlossenem Fenster anzukommen. Es kann keine Zentralperspektive auf die Ontologie geben, weil überall der Betrachter/der Beobachter bzw. das Ich am Werk ist – das der Realismus ausradieren möchte –, das in mimetischen und metaleptischen Prozeduren versucht, die Grenze zwischen Innen und Außen zu überbrücken. Letztlich beziehen sich alle Zeichen dieser Welt auf die unmittelbare Erfahrung und nicht auf ein Jenseits einer ontologisch unzugänglichen Welt. Wer hat Angst vor der Wahrheit? Die sogenannte Realität ist immer schon eine Kolonie der Fiktion bzw. der Konstruktion.

Als Vorsitzender des Vorstandes des Heidelberger Institutes für systemische Forschung werde ich auch zur Eröffnung sprechen. Ernst von Glasersfeld war Preisträger des Gregory-Bateson-Awards des Jahres 2005. Der Preis wird in unregelmäßigen Abständen vom Heidelberger Institut vergeben, vor Ernst von Glasersfeld war Heinz von Foerster der Preisträger.

www.evg2017.net

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